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Aus Dieter E. Zimmer: Experimente des Lebens

Zürich: Haffmans Verlag, 1989, Seite 131-152

Taschenbuchausgabe München: Heyne Verlag, 1993

Kapiteltitel: »Immer größer, immer schneller groß – Über den Jahrhunderttrend«

 

 

Der säkulare Wachstumstrend

Von Dieter E. Zimmer

 

IRGENDWIE ähnelte er einem überdimensionalen Embryo. Er hatte ein riesiges Schädelgewölbe und große Seehundaugen, war hoch gewachsen, aber dabei spindeldürr wie eine Figur von Giacometti. Außerdem war er haarlos und bleich und schwächlich, so sehr, daß er sich nur noch wackelig bewegen konnte, als sei er aus Knete. Kurz, er war sichtlich ein ganz dem Denken bestimmtes Wesen, dem seine Körperlichkeit nur noch eine ungefüge Last war.

Wo ich ihn gesehen habe, weiß ich nicht mehr – wahrscheinlich in einem jener Zukunftsgemälde, mit denen in den fünfziger Jahren Illustrierte ihre Leser so gern ergötzten. Jedenfalls beeindruckte er mich. Der Mensch bleibt nicht, wie er heute ist, lautete die – zweifellos "streng wissenschaftliche" – Botschaft, er wird weiter evolvieren, und so sieht er dann eines Tages aus, unser Ururenkel, der Mensch der Zukunft.

Ändert sich die Gestalt des Menschen in diese Richtung? Ändert sie sich überhaupt? Mit solchen Fragen begeben wir uns in das Reich der physischen Anthropologie und einer wenig prominenten, aber wackeren Unterabteilung der Medizin, der Auxologie oder Wachstumskunde.

Daß sich an den Proportionen des menschlichen Körpers etwas wandelt, läßt sich bisher nicht erkennen. Hier und da wurde behauptet, es ändere sich das Verhältnis von Schädellänge und -breite, der sogenannte Kephalindex, der den Anthropologen einmal, zu Unrecht, als unveränderliches Kennzeichen einer ethnischen Gruppe galt. In Japan und Grönland zum Beispiel wurde festgestellt, daß die Köpfe immer breiter werden (von oben gesehen also immer runder). Anderenorts jedoch blieben sie, wie sie waren, und an wieder anderen Orten wurden sie sogar schmaler, bei den australischen Ureinwohnern etwa und den Apachen4. Der Beobachtungszeitraum ist bisher zu kurz, und wo es überhaupt Änderungen gegeben hat, sind diese zu geringfügig, als daß man daraus allgemeine Schlüsse ziehen könnte.

Einen Trend jedoch gibt es, und er ist unübersehbar. Die Menschen werden immer größer. Kinder übertreffen ihre Eltern an Statur, wie diese schon ihre Eltern übertroffen haben. Genau genommen handelt es sich um zwei Trends, die wohl zwar nicht völlig unabhängig voneinander sind, dennoch aber auseinandergehalten werden müssen: Die Menschen werden nicht nur größer, sie werden auch immer schneller groß und geschlechtsreif. "In deinem Alter hatte ich noch keine Mädchen im Kopf!" – der väterliche Vorwurf ist möglicherweise keine pädagogische Geschichtsklitterung, sondern schlicht die Wahrheit, und keine moralisch ruhmreiche.

Das Doppel-Phänomen heißt in der Wissenschaft gemeinhin "säkulare Akzeleration". Der 1935 von dem deutschen Mediziner Ernst Walther Koch eingeführte Name20 ist nicht nur wichtigtuerisch, er ist auch irreführend. Säkular? Der Trend ist nicht auf dieses oder sonst ein Jahrhundert beschränkt – gemeint ist schlicht "langfristig". Akzeleration? Damit werden beide Trends in einen Topf geworfen. Beschleunigt sind zwar Wachstum und Reife, ab die erreichte Endgröße kann ja wohl nicht "beschleunigt", sondern nur erhöht sein. Darum soll hier vom Langzeittrend der Größen- oder Längenzunahme einerseits, der Entwicklungsbeschleunigung andererseits die Rede sein.

Wo die Wissenschaft genauer hinsieht ("trifft das auch wirklich zu ?"), scheint sich manchmal auch das Offensichtliche erst einmal aufzulösen. In der Tat, auf die Messungen früherer Zeiten ist nicht immer Verlaß und erst recht nicht auf die nur aus Knochenfunden errechneten Körpergrößen früherer Bevölkerungen; auch schien jener Trend hier und da zum Stillstand gekommen, oder er traf nicht auf alle Bevölkerungsgruppen oder auf beide Geschlechter im gleichen Maße zu. Trotz allen solchen Inkonsistenzen aber hat er sich als etwas höchst Reales erwiesen.

Er setzt in Europa um 1830 ein, wird später aber nahezu auf der ganzen Welt festgestellt. Wenn irgendeine Region (wie Birma, die Provinz Oaxaca in Mexiko, die Karolinen-Insel Yap) an ihm nicht teilnimmt oder eine andere (Indien) gar einen gegenläufigen Trend aufweist, kommt das als überraschende Ausnahme. Die längstfristigen Beobachtungen stammen aus Norwegen19 und den Niederlanden, lassen sich aber mehr oder weniger auf ganz Nordeuropa verallgemeinern. Hier wird von etwa 1830 bis 1880 jeder Geburtsjahrgang 0,3 Millimeter größer als der vorhergehende. Zwischen 1880 und 1900 verstärkt sich der Größenzuwachs auf 0,5 Millimeter jährlich, von 1900 bis etwa 1950 gar auf 1 bis 1,2 Millimeter30,40,41. Niederländische Rekruten - die mit den skandinavischen zu den größten der Welt gehören – waren 1865 im Mittel 165 Zentimeter groß, 1917 170 Zentimeter, 1975 180 Zentimeter – eine Größenzunahme von 15 Zentimetern in 110 Jahren.41 Siebzehnjährige Hamburger Gymnasiasten waren 1877 knapp 167 Zentimeter groß, 1957 gut 17621. Aber hier verzerrt die Entwicklungsbeschleunigung das Bild: Im vorigen Jahrhundert waren Rekruten und Schüler dieses Alters noch nicht ausgewachsen, heute sind sie es, und so war die Zunahme der Endgröße geringer, als diese Zahlen suggerieren.

Aber inzwischen ist dieser Trend doch stehengeblieben, nicht wahr? So hört man es zuweilen, und zwar auch von Fachwissenschaftlern. Ein umfassender Literaturbericht aus dem für diese Fragen zuständigen Fels Research Institute in Texas resümierte 1979, in den entwickelten Ländern habe sich der Trend in der Mittel- und Oberschicht verlangsamt oder sei ganz zum Erliegen gekommen30. Er berief sich zum Beispiel darauf, daß wohlhabendere New Yorker seit 1930 gar nicht größer geworden seien und amerikanische Schüler seit 1962 kaum noch. Doch die Kunde war wohl verfrüht. Zur gleichen Zeit meldete der Utrechter Pädiater J. C. van Wieringen, ein führender Experte auf dem Gebiet der Auxologie, daß der Trend in den Niederlanden voll anhalte.41

Und hier sind jetzt Zahlen aus der Bundesrepublik. Sie stammen von der Sanitätsinspektion der Bundeswehr, welche bekanntermaßen alle Wehrpflichtigen vermißt, und wurden von dem Kieler Anthropologen Hans W. Jürgens berechnet. Als der Geburtsjahrgang 1942 zur Musterung erschien, war er im Mittel gut 1,74 Meter groß. Der Jahrgang 1952 maß 1,76 Meter, der Jahrgang 1962 gut 1,78 Meter. Alle zehn Jahre also werden die Deutschen zur Zeit zwei Zentimeter größer, über zwei Millimeter pro Jahr.18 Der Trend hält also nicht nur an, er hat sich gegenüber der ersten Jahrhunderthälfte sogar verdoppelt.

Wo soll das hinführen? "Wenn das so weitergeht", dann ist der heute 1,79 Meter große deutsche Durchschnittsmann 1995 mehr als 1,80, im Jahr 2000 1,81 – und aus allen seinen Sachen längst herausgewachsen, auch die zunehmend genormten Arbeitsplätze stimmen nicht mehr und werden vergrößert werden müssen. Im Jahr 2100 mißt er dann über zwei Meter, im Jahr 3000 fast vier ...

Natürlich wird es dahin nicht kommen. Irgendwann hört es auf. Die Wachstumsvorgänge werden genetisch gesteuert, ihre Reihenfolgen, ihr Tempo, ihre Abstimmung untereinander. Damit ist ihnen mit Sicherheit auch eine Zielspanne gesetzt, und irgendwann ist diese bis zum äußersten ausgenutzt. Aber wann das sein wird, weiß kein Mensch, und es läßt sich darum so schlecht prophezeien, weil man bis heute nicht genau weiß, was diesen Trend eigentlich verursacht.

 

Parallel zu ihm haben sich Wachstum und Reife beschleunigt, ebenfalls weltweit. Hier ist der Trend womöglich noch eindeutiger. Ein Eckdatum läßt sich relativ leicht eruieren: das Alter der ersten Monatsblutung, der Menarche. Seit etwa 1840 sinkt es und sinkt. Um 1860 lag es in Nordeuropa im Mittel bei 16,6 Jahren, heute liegt es bei 13 (plusminus 4 Monate). James M. Tanner von der Universität London, heute wohl der bedeutendste Auxologe der Welt, hat den Trend als erster genau berechnet: Alle zehn Jahre, fand er, tritt die Menarche seit über einem Jahrhundert zehn Monate früher ein36.

Für Jungen gibt es kein so präzises Datum. Ein günstiger Zufall will es, daß wir trotzdem einen Blick in die Vergangenheit werfen können. In Bachs Chören sangen keine Mädchen und Frauen, sondern nur Jungen und Männer. Die hohen Stimmlagen wurden von Jungen übernommen: der Sopran meist von Jungen vor dem Stimmbruch, der Alt von Jungen im Stimmbruch. Aus den erhaltenen Papieren ließ sich errechnen, daß sich die Knaben der Leipziger Thomasschule, die in Bachs Chören sangen und dort vom Sopran über den Alt zum Tenor aufstiegen, mit gut 17 Jahren mitten im Stimmbruch befanden. Heute liegt er vier Jahre früher6. Der Langzeittrend der Reifebeschleunigung trifft also beide Geschlechter.

Aber es gibt sowieso noch ein anderes, sicheres Indiz.

Das Wachstum vollzieht sich nicht gleichmäßig, nicht in gleichen Schritten von der Geburt bis zum Erwachsenenleben. Gewachsen wird zum einen vorwiegend zu einer bestimmten Jahreszeit, im Frühling: Zwischen März und Juli wachsen Kinder dreimal so rasch wie im Winter40. Es muß mit dem Licht zu tun haben und nicht mit der Temperatur, denn blinde Kinder haben im Laufe des Jahres zwar durchaus einen vergleichbaren Wachstumsschub, aber zu keiner bestimmten Jahreszeit. In den Tropen, wo es keine jahreszeitlichen Schwankungen der Helligkeit gibt, scheint der Wachstumsgipfel in der Trockenzeit zu liegen, die meist die Zeit der geringeren Nahrungsknappheit und der größeren Freiheit von Infektionskrankheiten ist.

Zum andern beschreibt das Wachstum eine charakteristische Geschwindigkeitskurve. Am allerstärksten ist es gleich nach der Geburt. Dann verlangsamt sich sein Tempo bis zum vierten oder fünften Lebensjahr auf etwa fünf Zentimeter jährlich, und dabei bleibt es bis zur Pubertät. Sie bringt den "Endspurt". Mädchen, die bis dahin immer nur ein bis zwei Zentimeter kleiner waren als Jungen, beginnen diese mit elf Jahren plötzlich zu überholen und sind zwei Jahre lang die Größeren. Mit dreizehn aber setzen die Jungen zu ihrem Endspurt an und haben die Mädchen in einem Jahr überholt. Jedes Geschlecht hat einen steilen Wachstumsgipfel mitten in der Pubertät. Mädchen erreichen ihn heute mit etwa zwölf, Jungen mit etwa vierzehn Jahren. Diese Gipfel sind untrügliche Indikatoren der Reife. Während der letzten hundert Jahre haben sie sich immer weiter nach vorne verlagert40.

Früher in die Höhe geschossen, früher ausgewachsen: Vor hundert Jahren wuchsen Männer, bis sie fünfundzwanzig waren und manchmal vielleicht noch länger. Heute haben sie mit achtzehn praktisch ihre Endgröße erreicht, und Mädchen mit sechzehn.

 

Anders als bei der Größenzunahme scheinen die Ursachen der Entwicklungsbeschleunigung ziemlich klar. Es ist immer wieder beobachtet worden, daß Wachstum und Reifung äußerst empfindlich auf Stress-Situationen reagieren. Hunger und Krankheiten bremsen sie, insbesondere eine mangelhafte Ernährung; für unterernährte Kinder aber sind selbst Kinderkrankheiten wie die Masern, die für wohlgenährte harmlos sind, schwere körperliche Rückschläge, an denen sie montelang zu laborieren haben.

Auch schwere Umweltbelastungen wirken hemmend auf das Wachstum. Nachgewiesen wurde das für Kinder, die in der Nachbarschaft des berüchtigten Love Canal aufgewachsen waren, eines unfertigen Kanals bei Niagara Falls, der von 1940 bis 1953 als Sondermülldeponie diente : Anwohner, die über drei Viertel ihrer Wachstumsjahre dort zugebracht hatten, blieben zweieinhalb Zentimeter kleiner als jene, die die verpestete Gegend früher hatten verlassen können28.

Selbst anhaltender psychischer Stress scheint das Wachstum aufzuhalten, wie die Cambridger Psychologin Elsie Widdowson unerwartet feststellte. Sie hatte eigentlich vorgehabt, 1948, während der Hungerzeit, in zwei westdeutschen Waisenhäusern zu beobachten, wie sich der Übergang von den ungenügenden Standardrationen auf eine etwas reichlichere Ernährung auf das Wachstum der Kinder auswirken würde. Sonderbarerweise waren die Kinder in den ersten Monaten des Versuchs, als sie noch alle die gleichen kargen Rationen erhielten, in einem der beiden Heime dünner und wuchsen langsamer. Noch sonderbarer, als die Kinder in beiden Waisenhäusern dann genug Brot und Marmelade und Orangensaft erhielten, nahmen die des anderen Waisenhauses plötzlich kaum noch zu und wuchsen auch langsamer. Der Grund? Offenbar der, daß just zu der Zeit, als die zusätzlichen Rationen eintrafen, die Heimleiterin des einen Waisenhauses zu der des anderen gemacht worden war, eine strenge, ungerechte, unberechenbare Person, vor der die Kinder in ständigem Schrecken lebten. Es war ein Experiment des Lebens, und das Leben war so entgegenkommend, gleich noch eine Kontrolle einzubauen: Die acht Lieblingskinder jener Heimleiterin, die nie etwas von ihr zu fürchten hatten und nach Kräften verwöhnt wurden, wechselten mit ihr zusammen in das andere Waisenhaus hinüber – und während dessen Kinder trotz der üppigeren Ernährungsbedingungen nur noch dahinkümmerten, gediehen die Lieblinge prächtig43.

Wie man den Verzögerungen einer individuellen Wachstumskurve ansieht, wo die Lebensbedingungen zu wünschen übrig ließen, so sieht man der Wachstumskurve einer Bevölkerung jede größere Notzeit an. Bei Stuttgarter Schülerinnen, für die es Zahlen seit Beginn des Jahrhunderts gibt, haben die Kurven während der beiden Weltkriege und in den Jahren danach auffällige Dellen, am stärksten für die Zeit um 1919 und 194511. Van Wieringen glaubt den niederländischen Statistiken die Agrarkrise vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts ansehen zu können41 ; einer seiner Vorgänger machte eine frühere Delle an der bloßen Erhöhung des Roggenpreises fest.

Was das Wachstum aufhält, scheint auch die Reifung zu verzögern. Überall haben arme Mädchen die Menarche vier bis zwölf Monate später als solche aus wohlhabenderen Familien; der größte Unterschied dieser Art – über anderthalb Jahre – wurde bei Bantu-Mädchen in Südafrika beobachtet. Auf dem Land werden die Mädchen meist später geschlechtsreif als in der Stadt – vermutlich wegen ihrer härteren Lebensumstände. Mädchen mit vielen Geschwistern reifen später als Mädchen aus kleinen Familien – vermutlich, weil auch sie unter ungünstigeren Bedingungen heranwachsen.

Jedoch bestimmen nicht in erster Linie die Lebensumstände, sondern die Gene, wann die Menschen sexualreif werden. Daß die Bundi-Mädchen in Neuguinea (die spätesten) ihre Menarche erst mit fast neunzehn Jahren haben, cubanische Mädchen (die frühesten) aber schon mit zwölf37, 38, läßt sich mit keinem unterschiedlichen Lebensstandard erklären – beide gehören zu den Armen. In Ost- und Südeuropa liegt die Menarche mit 12,5 Jahren etwa sechs Monate früher als in Nord- und Westeuropa. Daß das nicht am Wohlstandsgefälle liegen kann, nicht an dem "sinnlicheren" Ambiente ihrer Kultur und auch nicht am wärmeren Klima, zeigt sich heute in Australien : Die Nachkomminnen europäischer Einwanderer wachsen mit dem gleichen Lebensstandard, in der gleichen Kultur und im gleichen Klima heran, und trotzdem bleibt die ethnische Differenz voll bestehen38. Genetisch vorgegeben ist offenbar eine bestimmte Altersspanne. Sie liegt am niedrigsten auf Cuba, bei Europäern und Ostasiaten relativ niedrig, bei Indern höher, bei Schwarzafrikanern noch höher und am höchsten in Neuguinea24. Günstige Lebensumstände schieben die Sexualreife an das untere, ungünstige an das obere Ende dieser vorgegebenen Spanne. So kann gelegentlich vorkommen, was in Chile vorkommt : daß es gerade die ärmeren Mädchen sind, die früher reif werden – die ärmeren Chilenen nämlich stammen vorwiegend aus Südeuropa, der genetische Effekt ist stärker als der soziale. Und wenn die sowieso schon früh reifen Chinesinnen in Hongkong so gut dran wären wie die Europäerinnen dort, könnten sie vielleicht den Cubanerinnen ihren Weltrekord streitig machen.

Nun läge es eigentlich nahe, damit auch das Rätsel der Größenzunahme für gelöst zu halten. Die gleichen Ursachen, die die Entwicklung der Kinder beschleunigen, könnten ja auch diejenigen sein, die für die weiter und weiter steigende Durchschnittsgröße der Erwachsenen verantwortlich sind.

Leider aber kann das nicht so sein, oder höchstens teilweise. Und zwar darum: Kinder, deren Wachstum an irgendeiner Stelle durch Krankheit oder Hunger gebremst wurde, wachsen hinterher um so schneller weiter und holen ihren Rückstand in der Regel wieder voll auf. Nur wenn die hemmenden Ursachen während eines Großteils der Wachstumsperiode wirksam waren, bleibt auch ihre Endgröße etwas zurück. Sehr klar sieht man das wiederum an den Stuttgarter Schülerinnen11. Die im Zweiten Weltkrieg groß wurden, wuchsen langsamer; am weitesten, um fünf Zentimeter oder mehr, blieben jene zurück, deren Pubertät mit der Zeit der größten Not zusammenfiel, also die Jahrgänge 1932 bis 1935. Aber als diese Jahrgänge dann siebzehn wurden, war das Defizit fast ausgeglichen, waren sie nur noch etwa zwei Zentimeter kleiner als die übrigen Jahrgänge ringsherum. Nur ein dramatischer Mangel, der fast die ganze Kindheit über anhält, wirkt sich also auf die Endgröße aus, und dann auch nur schwach, mit ein paar Zentimetern. Der Jahrhunderttrend aber hat den Menschen einen Zuwachs von 15 Zentimetern eingebracht und läßt sich folglich nicht daraus erklären, daß in diesem Jahrhundert alle möglichen Wachstumsbremsen beseitigt wurden. Es muß mehr im Spiel sein, irgend etwas, was die Statur effektiv größer werden läßt.

Ein kleiner Teil des Trends immerhin ist damit wohl tatsächlich erklärt. Die Proletarier des frühen Industriezeitalters waren schlimm dran. Alles in ihrem Leben vereinigte sich zu einem einzigen unausgesetzten Insult : Armut, Hunger, Krankheiten, die schwere und lange körperliche Arbeit, die ungesunde Luft, der psychische Stress. Als der englische Mediziner Charles Roberts in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nachmaß, stellte er fest, daß die körperlich arbeitende Bevölkerung 5 bis 6 Zentimeter kleiner war39. Etliche der ersten Wachstumsforscher des neunzehnten Jahrhunderts waren Sozialreformer, Louis René Villermé in Frankreich, Edwin Chadwick und Leonard Homer in England. Durch ihre Erhebungen lieferten sie die unwiderleglichen Beweise: Die Armen sind kränker, die Armen sterben früher. Vor ihnen war es nur ein Verdacht gewesen, und manche hatten ihn nicht teilen mögen, sondern im Gegenteil gemeint, es sei das Wohlleben der Reichen, das den Menschen nicht bekomme. Zu den eindrucksvollsten Belegen dafür, daß die Armen wirklich arm dran waren und daß ihr Los nicht länger hingenommen werden könne, gehörte der Nachweis, daß sie kleiner waren.

Besonders schlimm muß sich die Kinderarbeit ausgewirkt haben. Hier und da wurden schon Fünfjährige in die Spinnereien, die Fabriken, auf die Felder geschickt, und arbeitende Achtjährige waren in den Industriestädten fast die Regel: zwölf Stunden täglich, ohne Erholungspausen, und das bei schlechtester Ernährung und fast während der gesamten Wachstumsperiode. Es ist wahrscheinlich, daß diese Zustände bei der Arbeiterklasse gegenüber früher sogar eine Größendepression hervorbrachten, wie sie auch die Sexualreife verzögerten. Die Menarche hatte seit dem Altertum und durch das Mittelalter hindurch bis an die Schwelle des Industriezeitalters anscheinend immer etwa mit dreizehn stattgefunden1,2 und verzögerte sich erst dann um vier Jahre.

Einen Blick zurück in die Zeit vor dem Industriezeitalter gestatten die erhaltenen Akten der Karlsschule, des Lieblingskinds des Herzogs von Württemberg, Karl Eugen. Sie war eine in ihrer Zeit einzigartige Eliteschule, dazu bestimmt, musterhafte Offiziere und Beamte heranzubilden. Ihr berühmtester – rebellischer – Eleve war Friedrich Schiller. Ein Teil ihrer Schüler kam aus dem Adel, der größere Teil aber aus dem Bürgertum. Alle mußten immer und immer wieder der Größe nach antreten und wurden regelmäßig gemessen. Mit zehn waren die Adligen 2,5 Zentimeter größer, mit fünfzehn nicht weniger als 7 Zentimeter. Offenbar kamen sie früher in die Pubertät und hatten damit auch den pubertären Wachstumsschub früher, denn nach der Pubertät schrumpfte der Abstand zwischen Bürgerlichen und Adligen wieder: Mit einundzwanzig waren die Adligen im Durchschnitt 168,8, die Bürgerlichen 167,6 Zentimeter groß12. Die Differenz verschwand aber nie ganz – und das, obwohl alle Schüler mit acht Jahren aufgenommen wurden und für alle das gleiche, nach heutigen Begriffen überaus strenge Regime galt. Die Ursachen für die frühere Reifung der Adligen und ihre etwas höhere Endgröße müssen also bereits in deren Vorschulzeit ihre Wirkung getan haben.

Der Jahrhunderttrend setzt um 1830 ein, als die ersten schüchternen Maßnahmen zur Einschränkung der Kinderarbeit erlassen wurden und sich das Los der Industriearbeiter im allgemeinen etwas zu bessern begann. Bis 1900 stieg in den Niederlanden die Durchschnittsgröße nur, weil die Kleineren – die unter 170 – weniger wurden ; erst in diesem Jahrhundert steigt dort auch der Anteil der über 180 Großen41. Vermutlich also begann der säkulare Trend damit, daß verschiedene Wachstumsbremsen beseitigt wurden und die Unterschicht ihren Rückstand langsam aufholen konnte. Die Kleinen wurden weniger, und das trieb den Durchschnitt maßvoll nach oben. Heute ist der Abstand zwischen Unter- und Oberschicht in den entwickelten Ländern auf 1 bis 2 Zentimeter geschrumpft; in der Bundesrepublik scheint er ganz verschwunden zu sein, wie eine Bremer Untersuchung Mitte der siebziger Jahre ergab42.

Wenn irgendwo jedoch ein Größenunterschied zwischen den gesellschaftlichen Schichten übrigbleibt, so muß das nicht bedeuten, daß die Lebensbedingungen der ärmeren Schichten deren Wachstum immer noch entgegenstehen. Es könnte hier und da so sein, es könnte aber auch einen ganz anderen Grund haben, einen genetischen. Es gibt da nämlich eine sonderbare Korrelation zwischen der gemessenen Intelligenz, also dem IQ, und der Körpergröße. Sie ist mit etwa 0.25 nicht besonders eindrucksvoll, aber sie ist real: Menschen mit hohem IQ sind nicht selten auch die größeren; so wie – eine andere kuriose Korrelation – unter ihnen auch Kurzsichtigkeit öfter vorkommt und Brillenträger folglich häufiger sind als in der übrigen Bevölkerung. Überall sind Studenten 2 bis 3 Zentimeter größer als der Durchschnitt40. In einer relativ durchlässigen Gesellschaft, in der die Menschen nicht mehr unverrückbar in der Berufsgruppe und Sozialschicht gefangen sind, in die sie hineingeboren wurden, sondern wo sie gemäß ihren individuellen Fähigkeiten auf- und absteigen, stellt sich nun aber zwangsläufig eine weitere Korrelation ein, jedenfalls solange ein höherer IQ häufig zu einer höheren Berufsqualifikation führt und eine höhere Qualifikation zu einem sozialen Aufstieg : In den oberen Strata sammeln sich die Intelligenteren und damit auch die Größeren.

Der weitaus größere Rest des Trends aber ist nicht damit erklärt, daß der Wachstumsrückstand der Unterprivilegierten aufgeholt wurde, und das große Rätselraten kann anheben. Gesucht wird ein Faktor, oder ein Bündel von Faktoren, die seit spätestens 1900 die Endgröße aller um ein Zentimeter pro Jahrzehnt in die Höhe treiben und seit der Jahrhundertmitte gar um zwei. Da sich der Trend schon bei den Sechsjährigen zeigt11, müssen es Faktoren sein, die bereits in der frühen Kindheit greifen.

Der gesuchte Faktor muß etwas sein, das während des ganzen Langzeittrends, also gut hundert Jahre lang, auf die allermeisten Bevölkerungen dieser Erde eingewirkt hat, während der beiden Weltkriege nachlassend, in den letzten Jahrzehnten sich verstärkend. Aber es genügt nicht, einen Faktor namhaft zu machen, der zu dieser Entwicklung recht und schlecht zu passen scheint. In der bloßen Parallelität muß noch lange keine Kausalität stecken. Um jene Fachkollegen zu verspotten, die mit einer Parallelität schon einen Kausalzusammenhang entdeckt zu haben meinen, schüttelte der Kieler Anthropologe Hans W. Jürgens die "benzinogenetische Theorie" aus dem Ärmel: Das Autobenzin müsse verantwortlich sein, denn der Trend setzte genau in dem Augenblick ein, als es in den Handel kam, verstärkte sich, während es sich ausbreitete, ging in den Weltkriegen zurück, als weniger Benzin zur Verfügung stand, und nahm mit der allgemeinen Motorisierung schließlich überhand. Einige Zeit später fand Jürgens die Theorie unter den ernstgemeinten Erklärungen aufgeführt; jemand hatte den Witz gar nicht verstanden.

Es könnte wirklich alles sein – und darum fehlt es nicht an Theorien; nur ganz und gar zwingend ist bisher keine, und die vorsichtigen Fachleute beeilen sich denn auch zu versichern: Wir wissen es einfach nicht.

 

Einige Hypothesen sind reine Ausgeburten der Ratlosigkeit: etwa die, eine unbekannte Strahlung oder Chemikalie wirke vergrößernd auf die Menschheit ein. Jeder universale Umweltfaktor scheitert bereits an dem Umstand, daß er auch die Tiere größer werden lassen müßte, der Trend aber auf die Menschheit beschränkt ist.

Andere Hypothesen sind so abenteuerlich, daß sie schon den ersten Blick nicht lebend überstehen. Seit Tacitus grassiert in den romanischen Ländern die Überzeugung, die germanischen Völker seien größer, weil sie bis ins Erwachsenenalter sexuelle Askese übten ; oder umgekehrt gesagt: Das viele Onanieren mache die romanischen Völker kleiner. Dann müßte die Menschheit kleiner werden, seit die Onanie nicht mehr so verpönt ist; bekanntermaßen ist das Gegenteil der Fall. Oder werden die Menschen größer, weil sich der "ödipale Konflikt" – diese Schimäre – verschärft hat und die Jungen von einem heftigeren unbewußten Wunsch beseelt sind, ihre Väter an Statur zu übertreffen? Oder vielleicht läßt ja auch die Erdanziehung nach? Oder es lockt der Himmel?

Andere Theorien halten den zweiten Blick nicht aus.

Daß die weniger beengende Kleidung schuld sei, stößt sich an dem Umstand, daß der Trend einsetzte, als die Leute noch fest eingeschnürt gingen.

Am Sport kann es auch nicht liegen: Er schafft Körperfett weg und kräftigt, aber es wurde nachgewiesen, daß er nicht größer macht8.

Licht ist nötig zum Wachstum: Es fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut, dieses erhöht den Kalziumspiegel des Blutes, und von diesem wiederum hängt das Knochenwachstum mit ab. Kommt heute immer mehr Licht an den Körper? Auch das kann es nicht sein. Nicht nur wurde nirgends beobachtet, daß ein Leben im Helleren die größeren Menschen hervorbringt – der frühere Wachstumsrückstand der Landbevölkerung spricht sogar eher dagegen; in den Industrieländern wird auch seit Generationen jedem möglichen Vitamin-D-Mangel vorgebeugt.

Dann wäre da noch die Hormontheorie: Mit dem industriell produzierten Fleisch nähmen die Menschen immer mehr Masthormone auf, die sie wachsen ließen. (Manche behaupten steif und fest, in Südamerika wachse man auch noch in reiferen Jahren, und daran könne nur der reichliche Genuß von hemmungslos "gedoptem" Fleisch schuld sein.) Aber der Trend setzte ein, als noch niemand auch nur wußte, daß es Hormone gab.

Der Theorie, daß Klimaveränderungen verantwortlich seien, ergeht es ähnlich: Zwar stieg die Oberflächentemperatur der Erde seit 1910 leicht an, aber zum Unglück der Theorie fiel sie nach 1940 erst einmal wieder.

Wachsen wir vielleicht nur zu einer bestimmten Tageszeit, und könnte dann die Veränderung unseres Tag-Nacht-Rhythmus für den Trend verantwortlich sein? Vielleicht die künstliche Verlängerung des Tages, die das elektrische Licht möglich gemacht hat? Die Nacht wurde zum Tage, für alle zum Teil, für viele ganz und gar – ist das der Grund? Es trifft zu, daß einer der körpereigenen Botenstoffe, die das Wachstum mit steuern und bei dessen Ausfall es stark zurückbleibt, das Wachstumshormon, nur im Schlaf ausgeschüttet wird, etwa ein bis anderthalb Stunden nach dem Einschlafen. Darum aber vollzieht sich das Wachstum keineswegs nur im Schlaf oder zu einer anderen bestimmten Zeit im Vierundzwanzigstunden-Zyklus. Das Wachstumshormon selbst regt das Knochenwachstum nämlich gar nicht an; es veranlaßt jedoch die Leber, sogenannte Somatomedine abzugeben, und diese Peptide erst sind es, welche dann das Wachstum bewirken. Ein einziger "Schuß" Wachstumshormon jeden Tag reicht aber aus, einen gleichmäßig hohen Somatomedin-Blutspiegel sicherzustellen40.

Daneben aber gibt es einige Theorien, die sich nicht so schnell abtun lassen.

Die erste führt den Trend auf genetische Gründe zurück und heißt mit einem Wort: Heterosis. Unter Heterosis versteht man das Phänomen, daß die Nachkommen bei irgendeinem Wert zuweilen nicht genau zwischen ihren Eltern liegen, sondern näher an dem größeren oder stärkeren Elternteil, zweifellos darum, weil sich unter den Genen, die für das betreffende Merkmal verantwortlich sind, einige befinden, die dieses Merkmal verstärken und dominant sind.

In der Tat gibt es einen recht soliden Hinweis darauf, daß beim Jahrhunderttrend Heterosis im Spiel ist. Er ist vor allem dem amerikanischen Anthropologen Frederick Hulse zu verdanken.16 Hulse reiste in den fünfziger Jahren in einige Tessiner Bergdörfer, die notorisch waren für den Grad ihrer Endogamie : Man heiratete seit Menschengedenken fast immer nur innerhalb des Dorfs. Die Männer dort, stellte er fest, maßen im Durchschnitt 167 cm. Dann vermaß er die Söhne der Tessiner, die aus diesen Dörfern nach Kalifornien ausgewandert waren. Sie waren 4 Zentimeter größer. Das mochte nur der altbekannte Einwanderungseffekt sein, der schon dem Anthropologen Franz Boas zu Beginn des Jahrhunderts aufgefallen war.3 Sogar Mitte des achtzehnten Jahrhunderts waren die in den englischen Kolonien geborenen Rekruten etwa 4 Zentimeter größer als die anderswo, zumeist in England geborenen, und da die kleinsten gar nicht genommen wurden, war der tatsächliche Abstand wohl sogar noch größer33. Die Einwanderer waren überwiegend die Elendesten ihrer Heimatländer gewesen; der höhere Lebensstandard der Kolonien kam offenbar auch der Größe ihrer Kinder zugute. Aber der Fall der Tessiner war komplizierter. Hulse nämlich verglich auch "endogame" und "exogame" Männer, und zwar im Tessin und in Kalifornien: Männer, deren Eltern aus dem gleichen Dorf stammten, und solche mit Eltern aus verschiedenen Dörfern. Die "Exogamen" waren im Tessin wie in Kalifornien 2 Zentimeter größer als die "Endogamen". Zwei ihrer vier Zentimeter mehr, schloß Hulse, verdankten die kalifornischen Tessiner ihrem weniger angespannten Leben, die anderen zwei aber der Heterosis.

Von da war es ein kurzer Weg zu der Hypothese, daß für den Jahrhunderttrend letztlich die Erfindung des Fahrrads verantwortlich sei: Mit dem Rad seien die Burschen nun in die Nachbardörfer gefahren, hätten der verwurzelten Endogamie ein Ende bereitet, bis dahin genetisch voneinander isolierte Bevölkerungen kräftig durchmischt und damit die dominanten Gene, die für die größere Größe sorgten, in den Verkehr gebracht.

Vermutlich ist sogar etwas Wahres daran. Aber den ganzen Trend erklärt dieser Effekt mitnichten, dazu ist auch er viel zu gering. Außerdem war die Bevölkerung Europas im allgemeinen viel weniger endogam als in abgeschiedenen Alpendörfern, etwaige Größengene hätten sich also schon immer ausbreiten können. Noch etwas spricht dagegen. Die Heterosis zeigt sich in der ersten Generation: dann, wenn die Gene, die für die größere Größe sorgen, in eine Bevölkerung eingedrungen sind, die – zum Beispiel wegen ihrer Endogamie – bisher gegen sie abgeschottet war. Schon darum eignet sich die Heterosis schlecht, eine langfristige Zunahme über viele Generationen hin zu erklären. Man brauchte die Zusatzannahme, daß immer wieder neue Größengene in die Bevölkerung gelangen, um ihre Wirkung zu tun. Wo aber sollten diese eigentlich herkommen?

Und überhaupt stößt sich jede genetische Erklärung an dem Umstand, daß der Langzeittrend auch und gerade bei den allergrößten Populationen der Erde auftritt, bei Skandinaviern und Holländern. Damit eine Bevölkerung sich sozusagen genetisch selber über den Kopf wachsen kann, müßte sie die verantwortlichen Gene von irgendwoher importieren – und wie sollte das bei den Größten möglich sein?

Wenn die genetische Erklärung also nicht weit trägt – was könnte es dann sein ? Leider sind unter den verbleibenden Theorien die sichersten auch die nichtssagendsten.

Eine verhältnismäßig unriskante Theorie lautet: Urbanisierung. Tatsächlich nehmen Stadtmenschen fast überall viel stärker an dem Trend teil als Landmenschen, allerdings nicht die Bewohner der riesigen städtischen Slums in den Entwicklungsländern, die genauso klein bleiben wie die Landbevölkerung8, 10. Die Stadt allein reicht also nicht; es müssen bestimmte Aspekte des städtischen Lebens sein, die den Ausschlag geben. Ein besonders anschauliches Beispiel stammt aus Polen. Dort wurde, rund um ein Hüttenwerk, in der Nähe von Krakau eine ganze Stadt aus dem Boden gestampft, Nowa Huta. Fast ihre ganze Einwohnerschaft kam vom Land, aus Kleinpolen. Ende der sechziger Jahre verglich man die in Nowa Huta aufgewachsenen Kinder mit denen, die auf dem Land geblieben waren. Unterschied in jedem Alter: über 4 Zentimeter8.

Eine andere sichere Theorie heißt: Familiengröße. Tatsächlich, je kleiner die Familien wurden, desto größer wurden die Menschen. Man wird bemerken, daß Urbanisierung und Familiengröße nicht völlig unabhängig voneinander sind. Die städtischen Familien sind die kleineren: Also könnte hinter dem Faktor Urbanisierung schlicht die kleinere Familie stecken. Oder umgekehrt – denn die kleineren Familien leben ja in den Städten. So versteckt sich ein Grund in dem anderen.

Der ärgste Schönheitsfehler dieser Theorien ist jedoch der, daß sie so wenig speziell sind. Schließlich wissen die Körperzellen, die sich da mehr oder weniger bereitwillig teilen, nichts von Stadt und Land und auch nichts von der Geschwisterzahl. "Urbanisierung" oder "Familiengröße" oder auch die "Industrialisierung" verantwortlich zu machen, ist nicht viel besser als die Auskunft: Das sind irgendwie die modernen Zeiten. Nicht das Stadtleben oder die Kleinfamilie selber können die Ursachen sein ; sie stellen nur die Rahmenbedingungen, unter denen die wirklich ausschlaggebenden, die speziellen Faktoren regelmäßig zum Zug kommen. Gesucht aber sind eigentlich diese.

Womit man zwangsläufig wieder zur Ernährung zurückkehrt. Hier immerhin gibt es zwei ernstzunehmende Theorien.

Die eine stammt von Eiji Takahashi. In Japan ist der Größenzuwachs stark ausgefallen, ganz besonders nach 1960. Takahashi stellte ihm die Änderung verschiedener Essensgewohnheiten gegenüber. Und siehe da: Der Trend verlief genau parallel zur Zunahme des Milchverbrauchs. Es ergibt das ja auch Sinn: Milch enthält tierisches Eiweiß, Kalzium und Vitamin D, Stoffe, die zum Wachsen nötig sind und mit denen die reisessenden Japaner früher sehr schlecht versorgt waren. Die Landbevölkerung war es bis vor wenigen Jahrzehnten. Seit auch sie Milch erhält, schließt sie sich dem Trend an34, 35. Da wäre also ein ernsthafter Kandidat: tierisches Eiweiß im allgemeinen, Milch im besonderen.

Die andere Theorie vertritt ein Mediziner in Winterthur, Eugen Ziegler.44, 45, 46 Er sagt: Es ist der Zucker, genauer: die Glukose. Da er vom Körper nicht verwandelt werden muß und nicht gespeichert wird, jage die aufgenommene Glukose den Zuckerspiegel in die Höhe, und das erzeuge stoßweise ein Reizklima, welches irgendwie das Wachstum anheize. Auch Ziegler konstatierte eine erstaunliche Parallele : Größenzunahme und Zuckerverbrauch stiegen gleichzeitig und gleich stark.

Ist es die Milch, ist es der Zucker? Die Zuckertheorie hat Vorzüge. Takahashi hat den Größenzuwachs mit allerlei Ernährungsänderungen verglichen, mit dem Verbrauch von Fisch, Fleisch, Eiern, Reis, Weizen, Gemüse, Obst. Zucker war leider nicht dabei. Man weiß aber, daß sich der Zuckerkonsum in Japan seit der Jahrhundertwende fast versechsfacht hat, in Europa nur vervierfacht. Takahashi hat also nicht ausgeschlossen, daß es auch in Japan der Zucker und nicht die Milch gewesen sein könnte. Zudem kann Ziegler mit einer Gegenprobe aufwarten. Die Eskimo hatten im Unterschied zu den Japanern nie Mangel an tierischem Eiweiß und Kalzium; Fisch, ihre Hauptnahrung, enthielt beides reichlich. Seit ihrer raschen Anpassung an die westliche Ernährungsweise ist ihr Zuckerkonsum hochgeschnellt, ihr Eiweißkonsum aber gesunken – und trotzdem kommen die Kinder schwerer auf die Welt und wachsen schneller. Außerdem kann Ziegler noch ein Argument ins Treffen führen: Zuckerkranke Mütter (also Frauen mit einem ständig zu hohen Zuckerspiegel) bringen oft übergewichtige (allerdings nicht übergroße) Kinder zur Welt, "Riesenbabys".

Die Zuckertheorie hat nicht viel Anklang gefunden, aber mir scheint, sie ist nicht ohne. Doch man darf sie sicher nicht zu eng sehen. Wo Eiweiß, Kalzium und Vitamin D fehlen, kann auch noch so viel Zucker kein Wachstum bewirken. Darum läßt sich wohl doch kein spezifischerer Grund angeben als der: Es muß die moderne Ernährungsweise sein – die besser genährten Mütter, die schon den Fötus mit allen Nährstoffen versorgen ; die durchgeplante und ausgewogene Säuglingsernährung, die jedem Mangel zuvorkommt; und dann vor allem das Überangebot an Eiweiß und Zucker. Auch das mag noch nicht der Weisheit letzter Schluß sein. Mehr als nichts ist es.

Die Erblichkeit der Körpergröße ist hoch, etwa 95 Prozent. Das bedeutet, daß die Unterschiede in der Statur nur zu 5 Prozent auf unterschiedliche Umweltbedingungen zurückgeführt werden können und im übrigen genetische Gründe haben ; es bedeutet auch, daß die Endgröße ziemlich stabil ist und sich nur geringfügig beeinflussen läßt. Ist das nun aber nicht ein eklatanter Widerspruch? Auf der einen Seite eine hohe Erblichkeit; auf der anderen waren es sehr wahrscheinlich Änderungen der Lebensverhältnisse und nicht der Gene, die den nicht unerheblichen Jahrhunderttrend bewirkt haben.

Der Widerspruch ist keiner mehr, sobald der Faktor Zeit berücksichtigt wird. Alle Erblichkeitsberechnungen beziehen sich immer auf die Situation hier und jetzt: auf die Faktoren, die zu einer gegebenen Zeit Unterschiede hervorbringen. Hier und heute, so besagt eine hohe Erblichkeit, tragen die tatsächlich bestehenden Unterschiede in den Lebensbedingungen nur sehr wenig zu den Unterschieden der Statur bei. Auch zu anderen Zeiten wäre die Erblichkeit wahrscheinlich nicht viel niedriger gewesen. Veränderungen in den absoluten Werten registriert die Erblichkeitszahl gar nicht; sie ist ausschließlich ein relativer Wert. Wenn jedoch sämtliche Unterschiede in den Lebensbedingungen, die während der letzten hundertfünfzig Jahre bestanden haben, heute alle gleichzeitig weiter bestünden; wenn manche Kinder heute also immer noch so schändlich aufwachsen müßten wie Fabrik- und Landarbeiterkinder zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, anderen aber all die Privilegien zugute kämen, die das Kindsein heute mit sich bringt – dann gäbe es mehr Größenunterschiede zwischen den Menschen, als es heute gibt, und das Plus ginge auf die größere Verschiedenheit der Verhältnisse zurück und senkte die Erblichkeit vermutlich ganz beträchtlich.

Erst recht heißt die hohe Erblichkeit natürlich nicht, daß die Größe jeder menschlichen Einflußnahme grundsätzlich und für alle Zeiten entzogen wäre. Die bestehenden Umweltunterschiede ändern zwar nicht viel an ihr – aber denkbar ist es sehr wohl, daß die Medizin die Wachstumsprozesse eines Tages durchschaut und unter Kontrolle bringt und sich jeder selber aussuchen kann, wie groß er sein will. (Ob das auch erstrebenswert wäre, ist eine andere Frage.) Wäre die Kontrolle über die Endgröße vollkommen, so gingen alle Unterschiede, die in diesem Fall noch übrigblieben, ganz und gar auf nichtgenetische Ursachen zurück, nämlich auf die Entscheidungen, die die Menschen getroffen haben, und die Erblichkeit sänke auf null (es sei denn, diese Entscheidungen hingen selber wiederum von genetischen Prädispositionen ab …), obwohl sich an den Wachstumsprozessen selber und der Art, wie die Gene sie steuern, nicht viel änderte.

 

Größer werden die Menschen – werden sie auch fetter und schlaffer? Die Antwort ist kurz: im allgemeinen offenbar nicht. Nur wenige Studien kamen zu dem Ergebnis, daß sich das Verhältnis zwischen Gewicht und Größe verschiebe; und wo es das tat, war die Verschiebung sehr gering und betraf meist nur die Mädchen. In Deutschland scheint keinerlei Verschiebung stattzufinden41. Ausreichend Sport vorausgesetzt, steigt die magere Muskelmasse im gleichen Maß wie die Größe. Die Menschen werden also nicht nur länger, sie werden auch kräftiger.

Mit der Statur nimmt das Hirnvolumen zu. Zehn Zentimeter Körperlänge mehr bedeuten 59 Gramm mehr Gehirn13. Werden die Menschen etwa intelligenter?

Da Intelligenz von der Organisation des Gehirns abhängt und nicht von seiner schieren Masse, ist ein direkter Effekt kaum zu erwarten. Eine Zeitlang wurde offen oder hinter vorgehaltener Hand davor gewarnt, die Menschen würden sogar immer dümmer – da sich die genetisch Unbegabteren stärker vermehrten17. Es war offenbar eine unbegründete Besorgnis; vermutlich haben zwar unterdurchschnittlich Intelligente oft mehr Kinder, aber die am untersten Ende der Verteilungskurve haben dafür gar keine, so daß es sich wieder ausgleicht. Jedenfalls wurde kein einziges Mal eine Abnahme der Intelligenz festgestellt, einige Male aber eine leichte Zunahme22. Wie läßt sich ihr überhaupt auf die Spur kommen? Zum Beispiel, wenn alte IQ-Tests neu standardisiert werden, wenn man also prüft, ob die Mitte nach wie vor dort liegt, wo sie früher einmal festgelegt wurde – bei genau 100 IQ-Punkten. [Seit dieser Aufsatz geschrieben wurde, wurde in vielen Ländern über die Jahrzehnte hin ein – dem Wachstumstrend durchaus ähnlicher – deutlicher ständiger Anstieg des IQ festgestellt, an dem die Wissenschaft immer noch rätselt, der sogenannte Flynn-Effekt.]

 

Abgesehen von seinem plötzlichen Größenzuwachs und seiner beschleunigten Reifung ist der Mensch offenbar in keinem Umbau begriffen. Faßt man einen etwas größeren Zeitraum als die letzten hundertfünfzig Jahre ins Auge, so erscheint er geradezu als ein Fels der Unveränderlichkeit. Die preußischen Gardemaße von 1736 wären auch heute noch imposant: Am begehrtesten war der "schöne, junge, noch im Wachstum befindliche Kerl" von mindestens 1,89 Meter. Er erhielt 900 Taler Handgeld. Nur 540 bekam der "gute Kerl, nicht häßlich"; er mußte 1,84 Meter groß sein. Darunter gab es dann nur noch den "Kerl", der nicht kleiner als 1,74 Meter sein durfte und mit 45 Talern abgespeist wurde. Die niedrigen Türstürze vieler mittelalterlicher Behausungen täuschen: Statt Wärme ins Freie entkommen zu lassen, haben sich die Menschen damals lieber gebückt.

Aber die Ritterrüstungen? Hätten die Krieger nicht Knautschstellen bekommen, wären sie nicht wirklich wesentlich kleiner gewesen? Ich habe im Londoner Tower 23 Rüstungen aus dem sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert gemessen, neunzehn davon aus Mitteleuropa und England, vier aus Oberitalien. Ihre Größen sind durchaus verschieden, zwischen 1,58 und 1,81 Meter; wer nur ein paar in Augenschein nähme und von ihnen verallgemeinerte, könnte ganz falsche Schlüsse ziehen. Die beiden Extremfälle beiseite gelassen, einen englischen Zwerg von 98 und einen Braunschweiger Riesen von 208 Zentimetern, ergibt sich eine Durchschnittsgröße von 170 (plusminus zwei Zentimeter Meßfehler). Zieht man den Jahrhundertzuwachs von 15 Zentimetern von der heutigen Größe ab, so müßten die Männer damals durchschnittlich 1,64 Meter groß gewesen sein. Das eiserne Zeugnis der Rüstungen zwingt einen also nicht, ihre Durchschnittsgröße nach unten zu korrigieren. Aber auch nach oben muß sie nicht korrigiert werden – Krieger, und gar solche in teurer Rüstung, werden damals eher überdurchschnittlich Große geworden sein.

Der früheste Vorfahr der heutigen Europäer, der Cro-Magnon-Mensch, der vor 35.000 Jahren auf unserem Erdteil auftauchte und dessen Nachfahren sich an einigen Orten – im schwedischen Dalarna, in der Normandie und auf den Kanarischen Inseln – relativ unverändert erhalten haben, war 163 bis 183 Zentimeter groß, hatte die gleichen Körperproportionen und mit 1600 Kubikzentimetern sogar ein um zehn Prozent größeres Hirnvolumen als der heutige Durchschnittsmensch29. Steckte man ihn in moderne Kleider, er fiele nirgends auf. Selbst der Java-Mensch vor einer halben Jahrmillion war bereits 1 Meter 72 groß. Er fiele auf, allerdings nicht wegen seiner Größe – sein Hirnvolumen betrug nur 950 Kubikzentimeter. Die heutige Größe war erreicht, als das Gehirn noch weit zurück war.

Natürlich hat die Zivilisation die Evolution nicht außer Kraft gesetzt7. Evolution ereignet sich überall dort, wo nicht alle Arten von Menschen die gleiche Zahl reproduktionsfähiger Nachkommen hinterlassen. Das kann sein, weil sie den jeweils gerade bestehenden Lebensbedingungen nicht gleich gut gewachsen sind; oder schlicht, weil die Merkmale wechseln, um deretwillen sich die Geschlechter stärker oder schwächer begehren. Das eine Merkmal hat Reproduktionsvorteile und breitet sich aus, ein anderes ist auf dem Rückzug – das ist die Evolution. Es scheint wenig menschliche Evolution stattzufinden. Aber vielleicht erkennen wir sie nur nicht. Sie spielt sich in langen Zeiträumen ab, und einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte sind zu wenig, um mit Sicherheit ausmachen zu können, ob es sie gibt und wohin sie führt.

Man wird nur dies sagen dürfen: Ohne Zweifel hat die Zivilisation die natürliche Selektion weitgehend abgeschafft. Die ganze Zivilisation ist in der Hauptsache genau das: ein Sieg über die Grausamkeit der natürlichen Selektion. Heute überlebt und hat Kinder, wer früher einer der überall lauernden Krankheiten zum Opfer gefallen wäre. Daß sich die Anfälligkeiten für im übrigen ausgerottete Krankheiten ausbreiten, mag in evolutionärer Sicht gleichgültig sein. Aber es sind sicher nicht nur derlei spezielle Anfälligkeiten, die sich ausbreiten; auch die allgemeine Robustheit der Menschheit wird in relativ kurzer Zeit drastisch gesunken sein und weiter sinken. Wohin Geschichte und Evolution den Menschen auch führen – seine Ärzte werden ein immer besseres Auskommen finden.

 

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Literatur

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